Die Versilia ist uraltes Kulturland. Die Gegend war schon zur Steinzeit vor etwa 40.000 Jahren bewohnt, wie Funde bezeugen, die heute in den Archäologischen Museen in Viareggio, Pietrasanta und Camaiore zu sehen sind. Neandtertaler lebten hier. Sie fanden in den Apuanischen Alpen Höhlenbären, Mammuts oder Nashörner. Später, vor 10.000 Jahren, kommen dann aus Norden Jäger und Sammler und bringen vermutlich auch neue Techniken etwa zur Herstellung von Metallgegenständen mit.
Die Versilia erlangt wegen ihres reichen Erzvorkommens große Bedeutung. Die Ligurischen Apuaner besiedeln die Gegend vor ca. 2.500 Jahren und werden die Entwicklung der Versilia stark beeinflussen. In den Bergen werden erste Ortschaften gegründet, erst später wird dann auch die Ebene bevölkert. Auf die Apuanen folgen die Römer, die diese im Jahr 179 v. Chr unterwerfen. Tausende werden nach Süditalien (Kampanien) verschleppt. Die Römer kolonialisieren die Gegend in großem Stil. Es gibt Agrarreformen, in den Bergen wird nach Silber gegraben und es beginnt der Marmorabbau. Die Via Aurelia, der zentrale Verbindungsweg nach Rom, wird bis weit in die Versilia hinein verlängert.
Auf die Römer folgt das Chaos der Völkerwanderungszeit. Erst mit der Christianisierung und dem Einfall der Langobarden entsteht eine neue Ordnung. Letztere gründen neue Ortschaften und sichern die Gegend mit Burgen. Im 13. Jahrhundert kann die Herrschaft Lucca ihren Machtbereich nach einigen Kämpfen gegen die Langobarden bis ans Meer ausweiten. Die Städte Pietrasanta und Camaiore werden gegründet und befestigt. Pisa schickt sich nun an, das Land zu unterwerfen. 200 Jahre lang dauern die Auseinandersetzungen bis 1513 das Capitanato Pietrasanta entsteht, zu dem dann neben Pietrasanta auch noch Forte dei Marmi, Seravezza und Stazzema gehören werden und das unter florentinischer Kontrolle steht. Die anderen Städte, also Camaiore, Viareggio und Massarosa gehören zum Herrschaftsgebiet Luccas. Diese Trennung von florentinischer und lucchesischer Versilia bleibt bis zur italienischen Einigung 1861 bestehen.
Im 18. und 19. Jahrhundert rückt Viareggio in den Mittelpunkt. Die Stadt, deren Gründung im 12. Jahrhundert vermutet wird, erhält nach 1741 zunächst einen Hafen und das Umland wird entwässert. Pinienwälder werden zum Schutz der Küste angepflanzt. Es entstehen im weiteren Verlauf wichtige Industrien: Fischfang, Segeltuchfabriken und der Schiffsbau. 1820 wird Viareggio zur Stadt und erhält sein bis heute charakteristisches Aussehen. Zudem eröffnen nun auch die ersten Strandbäder, eine Entwicklung, die aus Viareggio zu Beginn des 20. Jahrhunderts die „Perle des Thyrrenischen Meeres“ macht, sichtbar etwa an den mondänen Villen und Hotels, die bis heute die Promenade säumen.
Die touristische Entwicklung wird durch den 2.Weltkrieg zunächst beendet. Die Gotenstellung („linea gotica“) teilt die Versilia und ganz Italien in zwei Hälften: Den von den Alliierten befreiten Süden, und den weiterhin durch die NS-Truppen besetzten Norden. In der Versilia spielen sich blutige Schlachten und grausame Verbrechen ab.
Nach dem Ende des Krieges erlebt die Region ihren eigentlichen Durchbruch. Die ganze Welt kommt jetzt in die Versilia, was einerseits für wirtschaftlichen Wohlstand sorgt, andererseits auch seine Spuren hinterlässt. Heute präsentiert sich die Versilia als enorm vielseitige Region mit vielen Gesichtern. Ob einsames Bergdorf oder Party-Meile, unberührte Natur oder Feriendomizile, Naturschutzgebiete oder Strandbäder, Einsamkeit oder Verkehrschaos: alles ist stets nur einen Katzensprung voneinander entfernt.
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